Nutzen der Wörterbücher

„Das kleine Wörterbuch der wichtigsten Wortstämme“ ist:

  • ein Wegweiser zum systematischen Erlernen unserer Rechtschreibung,
  • ein Bilderbuch zum Einprägen der richtigen Schreibweisen,
  • eine Brücke für den sicheren Übergang vom Schreibanfänger zum fortgeschrittenen Schreiber.

Mit ihm liegt zum ersten Mal ein für Schüler handhabbares Wörterbuch vor, welches ihnen genau diejenigen Wortstämme systematisch geordnet und in kleine Lerneinheiten gegliedert vor Augen führt, an denen sich von der 3. bis zur 8. Klasse entscheidet, in welchem Maße sie unsere Rechtschreibung meistern oder an ihr scheitern werden.

Es ist Bestandteil des „Jenaer Lese- und Rechtschreibtrainings“. Diesem liegt die Erfahrung zugrunde, dass Rechtschreibkompetenz bei Schülern ab der 3. Klasse kaum noch durch die Schulung des Gehörs für den Klang der Laute und Silben weiterentwickelt werden kann, sondern vielmehr durch die Schulung des Blicks für das Bild der Morpheme ausgehend von dem auszubildenden Verständnis für das Bestehen unserer Wörter aus Wortstämmen, Präfixen und Suffixen.

Die Eigenart der für dieses Wörterbuch ausgewählten 600 Wortstämme besteht

  • darin, dass es fast ausnahmslos solche sind, die sich nicht allein nach dem Gehör, d. h. nicht allein mit der Methodik des Schreibanfängers: Ich höre einen Laut – ich schreibe einen Buchstaben.“ richtig schreiben lassen,
  • darin, dass sie (statistisch gesichert) die 600 am häufigsten in umgangssprachlichen Texten gebrauchten Wortstämme dieses Typs sind,
  • darin, dass sie den vom Thüringer Kultusministerium empfohlenen Übungswortschatz für die Primarstufe vollständig abdecken und ihn durch einige weitere wichtige Wortstämme ergänzen.

Im Erlernen und Beherrschen der Schreibweisen genau dieser Wortstämme realisiert und manifestiert sich der Strategiewechsel vom akustisch geleiteten Schreiben des Schreibanfängers hin zum optisch und rational geleiteten Schreiben des fortgeschrittenen Schreibers, von einem am bloßen Hören orientierten Aneinanderreihen von Lauten und Silben hin zu einem Denken und Schreiben in Wortstämmen, Präfixen und Suffixen.

Ebenso vollzieht sich im Erlernen und richtigen Schreiben genau dieser Wortstämme das allmähliche Überwinden von Rechtschreibschwäche und die Entwicklung eines sich zunehmend normalisierenden Rechtschreibvermögens. Daher sind diese Wortstämme die wichtigsten, denn sie sind die entscheidenden für den erfolgreichen Verlauf des gesamten Schreiblernprozesses überhaupt und sie können daher zu Recht als der Grundwortschatz des sicheren Rechtschreibers bezeichnet werden.

Jeder Schüler, der im Rahmen der hier vorgegebenen 130 Lerneinheiten die Schreibweisen der hier verzeichneten 600 Wortstämme beherrscht, hat es geschafft. Er hat damit die Grundstruktur des inneren Wörterbuchs, welches den Schreibprozess jedes sicheren Rechtschreibschreibers leitet, ausgebildet, und er wird danach mühelos lernen, auch alle weiteren Wortstämme unserer Sprache (es sind insgesamt ca. 4.000) orthographischen Lerneinheiten zuzuordnen und sie fehlerfrei zu schreiben.

Schwere Fehler in der Didaktik des Rechtschreibunterrichts hindern Kinder häufig daran, den Strategiewechsel vom akustisch geleiteten Schreiben des  Schreibanfängers hin zum optisch und rational geleiteten Schreiben des fortgeschrittenen Schreibers zu vollziehen.

Durch das Zerstören der Wortstämme mittels Silbensprechen und Silbenklatschen oder durch das Zusammenlautieren von Wörtern mittels einer Anlauttabelle ohne jede Beachtung der Orthographie wird versucht, Schülern die Schreibweisen dieser Wortstämme gemäß der Schreibstrategie von Erstklässlern nahezubringen, gemäß einer auf das Hören zurückgeführten einfachen Laut-Buchstabe-Zuordnung also. Damit aber werden sie genau in der Rechtschreibstrategie von Legasthenikern ausgebildet.

Wie soll jemand hören können, worin die orthographischen Unterschiede in Wörtern wie „Tal“, „Zahl“ und „Saal“ bestehen, oder in Wörtern wie „wir“, „ihr“ und „Tier“? Es erklingt dreimal genau der gleiche lang gesprochene Vokal.

Wie soll ein Kind verstehen können, dass das Wort „Kaffeekanne“ in die Silben „Kaf-fee-kan-ne“ getrennt wird, das Wort „Läuferin“ aber nicht in die Silben „Läuf-fer-rin“? Beim Silbensprechen lässt sich prinzipiell jeder Konsonant vor einem Vokal doppelt aussprechen und aufschreiben: Son-nen-schirm-me, Kaf-fee-bohn-nen, Schul-le, Lehr-rer-rin-nen, Mal-ler-rei, Fer-keuf-ver-rin usw. usf.

Nicht wegen, sondern trotz dieser rückwärtsgerichteten Didaktik lernen die meisten Schüler schließlich doch, richtig zu schreiben. In tapferer Gegenwehr gegen eine Didaktik, die sie immer wieder auf das Schriftverständnis von Erstklässlern zurückwirft, schafft es ihr kindlicher Verstand am Ende doch, sich die vollständigen Bilder der vor ihren Augen immer wieder in Laute und Silben zertrümmerten Wortstämme einzuprägen.

Dieses Wörterbuch und alle Unterrichtsmittel des ILR hingegen unterstützen den natürlichen Drang der Kinder, sich ab der 3. Klasse nicht mehr wie Erstklässler allein an den Klangelementen der Wörter (an Lauten und Silben) zu orientieren, sondern vorwiegend an deren Bedeutungselementen (Wortstämmen, Präfixen und Suffixen).

Ebenso unterstützt dieses Wörterbuch den natürlichen Drang der Kinder nach Ordnung, d. h. nach Zuordnung eines jeden Wortes zu einer Gruppe von Wörtern, die alle das gleiche orthographische Element aufweisen.

Im schulüblichen Rechtschreibunterricht aber wird oft auf das gerade Gegenteil hingearbeitet – auf ein heilloses Durcheinander von Wörtern mit unterschiedlicher Orthographie. Immer wieder werden „Übungen“ zu Gruppen  von Wörtern mit den Fragestellungen: „k oder ck?“, „z oder tz?“, „d oder t?“, „g oder k?“, „ig oder lich?“, „s, ss oder ß?“ usw. durchgeführt. Dies aber sind keine Übungen, sondern Störungen des Lernprozesses. Schwache Rechtschreiber merken sich nur die Fragen, die ihnen zu diesen Wörtern gestellt wurden, nicht aber die Antworten. Und diese Fragen stellen sie sich dann bei einem jedem derartig „geübten“ Wort ihr ganzes Leben lang! Durch diese primitive Entweder-oder-Didaktik – durch das gleichzeitige Lehren von Wörtern mit gleich oder ähnlich gesprochenen, aber unterschiedlich geschriebenen Lauten – wird dem natürlichen Ordnungssinn der Kinder entgegengewirkt und die von dem Kinderpsychologen Paul Ranschburg (1870 – 1945) diagnostizierte Ähnlichkeitshemmung aufgebaut. Die Übungen des ILR bewahren Kinder konsequent davor.

Da niemand ein Wörterbuch auswendig lernen kann, brauchen Schüler wohldurchdachte, sorgsam mit Texten und Wortgruppen ausgestaltete Übungen, sodass sie sich mit dem Wortbestand einer jeden der 130 Lerneinheiten gründlich vertraut machen und den Weg vom Schreibanfänger zum fortgeschrittenen Schreiber finden können. Ein Beispiel dazu sehen Sie auf den Seiten 31 bis 34. Diese Übungen können Schulen sowohl in Form von zwei- oder vierseitigen Arbeitsblättern als auch in Form eines Lesebuchs mit dazugehöriger Lernsoftware, Eltern im Rahmen eines Fernschülerkurses von mir erhalten (siehe Seiten 35).

„Das kleine Wörterbuch der wichtigsten Wortstämme“ sollte jeder Schüler ab der 3. Klasse besitzen. Es kann den Rechtschreibunterricht 3. bis zur 4. Klasse begleiten und Schülern jederzeit zur Orientierung im weiten Feld unserer Orthographie dienen. Es macht das Ziel des Schreiblernprozesses bis zum Ende der Grundschulzeit sichtbar. Der sichere Weg dorthin führt über die Übungen zu den 130 Lerneinheiten.